Am 3. Januar bin ich in Melbourne angekommen, um nach 4 ½ Monaten reisen endlich mal zu arbeiten. Vorher musste ich aber noch eine Wohnung finden, denn auf 4 Wochen im Hostel hatte ich absolut keine Lust. Also hab ich mich in den naechsten Megges gesetzt (dort gibts freies Internet) und hab nach wenigen Minuten auch schon zwei Besichtigungen ausgemacht gehabt. Mit dem ganzen Gepaeck bin ich also durch die Stadt geschlappt und habe nach meinem moeglichen zu Hause fuer den naechsten Monat gesucht. Das Problem war, dass man normalerweise eine Monatsmiete und eine Monatsmiete Bond zahlen muss, um einziehen zu duerfen. Da ich aber nur noch knapp 500 Dollar hatte und die Wohnungen in der Innenstadt bei 170 Dollar die Woche beginnen, war das also viel zu wenig. Mein erster potentieller Vermieter hat mir das dann auch klar gemacht. Der zweite Vermieter hat mein Problem (vorerst) verstanden und meinte, es ware genug, wenn ich ihm 3 Wochenmieten zahle und den Rest nach einer Woche oder so wenn ich gearbeitet habe. So hatte ich eine Unterkuft. Leider war mein Bett im Wohnzimmer und so hatte ich nie Ruhe, weil immer irgendein Mitbewohner da war.
Der naechste Schritt war es einen Job zu finden. Ich habe mein Resume geschrieben und hab dann die Copy Laeden der Stadt abgeklappert, um es ausdrucken zu koennen. In der riesigen Library war es dann doch am billigsten. Nachdem ich mit meinem Stapel Resumes einige Stuendchen durch die Stadt gelaufen bin und in allen Cafes Restaurants und Laeden gefragt habe, hatte ich auch schon einmal Probearbeiten und ein Vorstellungsgespraech vor mir.
Das Probearbeiten war am naechsten Abend in einem Restaurant und das Vorstellungsgespraech in einem Cafe direkt neberm Queen Victoria Market.
Leider habe ich an dem Tag von meinem Vermieter erfahren, dass er sofort das fehlende Geld wolle (nach nur einem Tag!!!) oder ich sonst ausziehen muesse. Da ich natuerlich immernoch nicht mehr Geld hatte, musste ich mich schnell um eine neue Wohnung kuemmern. Und ich kann es immernoch nicht wirklich glauben was fuer ein Glueck ich hatte. Ganz frisch stand eine Anzeige online fuer eine Wohnung nicht weit weg von meiner fuer 135 Dollar!!! Das war ein absolutes Schnaeppchen. Also hab ich dort gleich angerufen und durfte noch am selben Tag zur Besichtigung kommen. Insgesamt haben 8 Leute oder so (so genau hab ich das nie rausgefunden) dort gewohnt, alle aus Korea oder sonst wo aus Asien, ich hab dort also eigentlich nicht reingepasst. Das hat mir mein potentieller Vermieter auch gleich klar gemacht, denn nachdem er mir erklaert hat, dass ich mein Zimmer mit einem anderen Maedchen teilen muesse und ich damit absolut kein Problem hatte, meinte er nur `You are strange`. Daraufhin hab ich wohl ein wenig verdutzt geguckt, denn er hat mir dann erklaert, dass er von Europaeern eigentlich gewohnt ist, dass sie verwoehnt sind und immer alleine leben wollen und dass er jetzt nicht richtig einordnen kann, ob ich verrueckt bin oder ziemlich cool. Nachdem ich ihm also klar gemacht hatte, dass ich eher ziemlich cool bin (ich mein im Hostel war ich immer mit mindstens 5 anderen in einem Zimmer, Privatsphaere war also eh ein Fremdwort fuer mich), konnten wir alles andere klaeren. Er wollte 3 Wochenmieten und den Rest, wenn ich ihn hatte, also ziemlich perfekt. So bin ich am naechsten Tag umgezogen, hab mir eine schwarze lange Hose fuers Restaurant gekauft und bin dorthin, um mich als Bedienung zu beweisen.
Auf den ersten Anschein war alles in Ordung. Eine der anderen Bedienungen hat mir den Computer erklaert, in den man die Bestellungen eingeben muss und auch sonst alles gezeigt. Das Problem war leider nur, dass dieser Abend der vollste von allen Abenden war, an denen ich dort gearbeitet habe und so hatte ich gleich einiges zu tun. Ausserdem habe ich durch den allgemeinen Stress, der im Restaurant durch die vielen Gaeste herrschte, meinen Chef gleich richtig kennen gelernt. Im Nachhinein muss ich sagen, dass er der unsympathischste, herzloseste und schlechteste Mensch ist, den ich in meinem Leben bisher kennengelernt habe und ich bin sehr sehr froh, dass ich ihn nie nie wieder sehen muss.
Viele der Gaeste haben sich ueber das Essen beschwert, anscheinend war das Chicken nicht mehr gut und das hat man wohl geschmeckt. Ich finde, wenn sich ein Gast beschwert und moechte, dass der Chef geholt wird oder dass man die Beschwerde an die Kueche weiter gibt, dann sollte man das auch tun. Die Reaktion von Mickel (meinem Chef) hat mir dann aber klar gemacht, dass ich das lieber gelassen haette. Ploetzlich war ich naemlich fuer das schlechte Essen verantwortlich. Er meinte `Wieso beschweren sich alle an deinem ertsen Tag. Das muss ja an dir liegen!!` Der Chefkoch hat mir ausserdem ziemlich leid getan. Der wurde naemlich angeschrien und behandelt wie ein bissiger Hund, der gerade ein kleines Maedchen angegriffen hat. Ich war wirklich schockiert was sich dieser Mensch rausgenommen hat. Obwohl ich das ganze Essen der Gaeste absichtlich und boeswillig habe verschimmeln lassen hat Mickel mir am Ende des Chaos trotzdem einen Job angeboten und da ich dringend Geld brauchte habe ich angenommen.
Am naechsten Morgen hatte ich dann auch schon Probearbeiten im Cafe, denn das Bewerbungsgespraech war gut gelaufen. Der Chef dort war um einiges netter und obwohl es auch dort richtig stressig war an dem Tag, hat er nicht alle andern dafuer verantwortlich gemacht. Ich hatte wirklich viel zu tun und das Gefuehl, dass ich 5 Stunden nur am Rennen war. Das war Raj (dem Chef) wohl auch aufgefallen und so hat auch er mir einen Job angeboten.
Das war der Beginn der wohl drei arbeitsreichesten Wochen meines Lebens. Jeden Tag hab ich zwischen 10 und 15 Stunden gearbeitet, jeden Tag!! Tagsueber im Cafe und abends/ nachts im Restaurant. Es war wirklich anstrengend, aber wegen dem Geld, das ich in der Zeit verdient habe, hat sich das Ganze schon gelohnt.
Ausserdem hab ich in der Zeit einiges gelernt. Ich habe verschiedene Systeme in der Gastronomie kennengelernt, meine Koch- Faehigkeiten ausgebaut, da ich im Cafe oft in der Kueche helfen musste, mein Englisch wurde durch den Kontakt mit den Gaesten besser und ich habe rausgefunden, dass es moderne Sklaverei nicht nur in Dritte-Welt-Laendern gibt, sondern auch in `La Spagehtteria` in Melbourne, dem Restaurant, in dem ich gearbeitet habe.
Mein Chef war wirklich ein riesen Arsch. Er und sein Sohn Jamil haben eigentlich so gut wie nichts gemacht, aber trotzdem waren sie beide immer da, um uns rumzuscheuchen. Man hat sich immer beobachtet gefuehlt und alles was man gemacht hat war falsch. Ich musste oft schon um 5 da sein, obwohl es erst gegen 7 voll wurde. Leider war bis dahin nicht viel zu tun. Alles auffuellen und sauber machen mussten wir immer schon am Abend davor, d.h. man hat in dieser Zeit verzweifelt nach irgendwelchen Arbeiten gesucht. Ich bin normalerweise gut darin immer etwas zu finden und immer etwas zu tun zu haben, aber hier war das wirklich unmoeglich. Es gab nichts zu tun!!! Das haben Mickel und Jamil aber auch nicht akzeptiert. Regelmaessig wurde man zusammen geschissen, dass man nicht fuers Rumstehen bezaht wird, wenn man aber gefragt hat was man machen soll, kamen teilweise gar keine oder die bescheuertsten Antworten. Einmal sollte ich die Fenster putzen, hab aber keine Putztuecher und keine Lappen bekommen. Reinigungsmittel hab ich nach einer halben Stunde durchfragen dann endlich gefunden, als Schwamm musste ich aber Geschirrhandtuecher nehmen, durch die die Fenster unglaublich schmierig und dreckiger als vorher aussahen. Als ich das zu Mickel sagte, meinte er nur: Ist nicht so schlimm, morgen kommen eh die Fensterputzer!!! So ein Arsch.
Ausserdem haben wir jeden Abend ungefaehr 5 mal die Salzstreuer abgewischt, die Stuehle gerade gerueckt und Glaeser poliert. Es war so nervig. Selbst wenn die Gaeste da waren konnten die beiden nicht in einem normalen Ton mit ihren Angestellten reden, immer waren sie genervt und haben rumgeschrien. Ich fand es so peinlich. Vorallem ging es immer um so bescheurte Kleinigkeiten, die eh nicht wichtig waren und andauernd haben sie sich widersprochen. Ich hatte irgendwann das Gefuehl, es geht ihnen hier nicht um guten Service gegenueber ihren Kunden, sondern sie wollen einfach nur Aggressionen ablassen. Zum Beispiel beim Menuekarten ueberreichen wurde ich so oft beschimpft, egal wie ich es gemacht habe war es falsch. Einmal kamen neue Gaeste und sie standen noch um den Tisch herum und haben noch auf den Rest gewartet, ich hatte die Arme mit dreckigem Geschirr voll und wollte das erst in die Kueche bringen, bevor ich den Gaesten die Menues geben wollte, da wurde ich ploetzlich angeschrien, ob ich denn blind oder unterbemittelt sei und die Gaeste nicht gesehen haette. Also musste ich das ganze Geschirr wieder abstellen, Menues holen und den total verdutzten Leuten in die Hand druecken als sie noch standen. Also habe ich mich das naechste mal als Gaeste kamen direkt neben sie gestellt, um ihnen die Menues zu geben. Da wurde ich angeschrien, dass ich doch gefaelligst warten soll bis die Leute sitzen und ob ich denn keine Manieren haette. So ging es die ganze Zeit.
Das einzigst Gute an dem Restaurant waren die anderen Angestellten. Die waren naemlich alle super nett. Mit Valerie (Italienerin) und Fobi (Koreanerin) hab ich bedient, Kun (Koreaner) und Jan (Koreanerin) haben die Teller rausgetragen. Alle zusammen sindd wir abends immer nach Hause gelaufen und sie waren wirklich alle total lustig.
Als ich meinen Chef nach 2 Wochen auf meine Bezahlung angesprochen habe (ich bekam angeblich 12 Dollar die Stunde, was Unterbezahlung ist, Mindestlohn in Australien sind 16 Dollar), weil ich nach meinen Berechnungen immer zu wenig bekommen habe, hat er mich ganz empoert angeguckt und mir seine Tabelle gezeigt, in die er die Arbeitszeiten von allen eingetragen hat. Jeden Tag hab ich angeblich nur bis 11 gearbeitet, aber ich war oft bis halb 1 da, als ich ihn darauf aufmerksam gemacht habe, war er schon richtig sauer, dass ich immeroch nicht zufrieden bin und meinte nur: Ja aber die Kueche macht um 11 zu, deshalb werden alle nur bis 11 bezahlt. Ich konnte nicht glauben was ich da gehoert hatte, so etwas Unverschaemtes. Es stimmt, dass die Kueche um 11 zumacht, aber dann sind ja immernoch Gaeste da und wir muessen da bleiben bis alle Gaeste weg sind und dann auch noch alles aufraeumen. Im Klartext hiess das also, dass ich jede Woche ca. 4 bis 5 Stunden umsonst gearbeitet hatte. Ich war so sauer. Da ich mir nicht sicher war wie viel Lohn ich die Stunde bekomme, hab ich das am Anfang gefragt und darauf hin hat er das gesagt, was mich am allermeisten aufgeregt hat. Er meinte: `Jeder bekommt das Gleiche, 12 Dollar.`!!!
Beim Heimlaufen mit den anderen haben wir darueber geredet und herausgefunden, dass alle Asiaten aber nur 10 Dollar bekommen. 10 Dollar!!! Das ist wirklich Sklaverei und meiner Meinung auch ziemlich rassistisch. Ich hatte noch nie auf jemanden so einen Hass. Deshalb hab ich beschlossen mir das nicht weiter gefallen zu lassen und nach der naechsten Bezahlung zu kuendigen. Ich war so geschockt, dass sich die anderen das alle schon so lange haben gefallen lassen, vorallen wussten sie auch alle, dass wir nur bis 11 bezahlt werden. Ich konnte es nicht glauben.
Da in den 2 Wochen in denen ich seitdem dort gearbeitet habe 3 Bedienungen und der Kuechenchef gekuendigt haben, hatte ich keine Angst das Gleiche zu tun. Nachdem ich also am Dienstagabend mein Geld bekommen hatte, bin ich zu Jamil und sagte, dass ich hier nicht laenger arbeiten wolle. Er war total genervt, er hat wohl gemerkt, dass er bald keine Bedienungen mehr uebrig hat und er wollte, dass ich wenigstens bis Samstag bleibe, denn sonst wuerde ich mein Geld fuer den heutigen Abend auch nicht bekommen. Weil ich muede war und keine Lust hatte wieder angeschrien zu werden hab ich dummerweise eingewilligt. Auf dem Nachhauseweg hab ich dann aber doch beschlossen, dass mir ein Abendgehalt eine weitere Woche dort nicht wert ist und ich einfach nicht mehr kommen wuerde. So hab ich am naechsten Tag dort angerufen und gesagt, dass ich auf keinen Fall einen weiteren Tag mit ihnen aushalten wuerde. Bevor ich Jamil erklaeren konnte, dass ich noch ihre Schuerze habe, hat er ins Telefon geschrien : `Dann bezahlen wir dich auch nicht.` und hat aufgelegt.
Ich musste einfach nur Lachen, diese Menschen waren fuer mich einfach nur eine riesen Lachnummer und garantiert nicht gluecklich. Ich war froh, dass ich sie nie wieder sehen musste und mehr im Cafe, wo es wenigstens Spass gemacht hat, arbeiten konnte.
Mein Chef dort ist auch etwas ganz besonderes. Er ist aus Indien und in Australien, um hier zu arbeiten und das Geld nach Hause zu schicken. Und diese Mission lebt er wirklich vollkommen aus. Er ist der Manager in dem Cafe und der Chef in der Kueche und arbeitet aber ausserdem noch in einem Restaurant. Das heisst er ist morgens von ca. 7.00 bis 18.00 Uhr im Cafe arbeiten und geht danach von 19.00 bis 4.00 oder 5.00 Uhr ins Restaurant. Der Mann schlaeft also maximal 3 Stunden die Nacht und da er kein Bett besitzt liegt er im Restaurant auf einem Tisch und wird morgens von der Putzkraft geweckt. Das ist so krank und das macht er so seit 10 Jahren. Ich finde es faszinierend, dass er ueberhaupt noch lebt. Essen und trinken tut er auch fast nichts, weil er ja die Zeit sparen muss. Sogar aufs Klo geht er nur, wenn einer von uns vorher guckt ob es auch frei ist, weil er ja sonst 20 Sekunden verschenkt, in denen er zum Klo laeuft und wieder zurueck.
Obwohl er der absolute Workerholic ist und unglaublich viel Geld verdienen muss, ist er trotzdem total nett. Ich kann das nicht begreifen. Wenn ich muede bin oder morgens frueh aufstehen musste bin ich oft ungeniessbar. Er schlaeft ja eigetlich nie und ist trotzdem lieb und konzentriert. An den unendlich schwarzen tiefen Kratern um seine Augen erkennt man aber, dass es ihn wohl nicht so gut geht wie er immer sagt.
Alle Angestellten haben eine halbe Stunde Pause, in denen wir etwas zu Essen bekommen, doch Raj arbeitet immer durch. Manchmal kam er dann zu mir (ich weiss nicht wieso er immer nur zu mir kam) und meinte, dass er einen kurzen `Nap` (Schlaefchen) machen muesse, weil er sich sonst nicht mehr konzentrieren koenne (kooomisch!!) und ich ihn in 10 Minuten wecken soll. Dann ist er in unsere kleine Abstellkammer gegangen, hat seinen Kopf auf ein paar Kartons gelegt und war sofort weg. Mir hat das immer so Leid getan. Vorallem weil ich dann diejenige sein musste, die ihn wecken und an den Stappel Bestellugen erinnern musste, die in der Kueche lagen. Er sah manchmal echt fertig aus.
Am Anfang hab ich im Cafe nur Tische sauber gemacht, aufgeraeumt, alles aufgefuellt und Essen raus gebracht, aber spaeter hab ich auch in der Kueche geholfen, Essen gemacht, Smoothies, Milkshakes usw., Bestellungen aufgenommen und sogar die Kasse bedient. Raj hat mir wirklich vollkommen vertraut und mich immer wieder gelobt. Ganz oft hat er mich mit 600 Dollar losgeschickt, um zur Bank zu gehen und Kleingeld zu holen. Sogar an meinem vorletzten Tag sollte ich nach der Arbeit noch zur Bank, d.h. ich hab die 600 Dollar mit heim nehmen muessen und am naechsten Tag wieder mitbringen. Ausserdem war er eigetlich gar nicht so sehr wie ein Chef sondern eher wie ein Kollege. Immer haben wir uns gegenseitig gedisst. Es gab einige Bestellungen, die er gehasst hat, weil sie viel Arbeit sind und wenn ich einige von denen in die Kueche gebracht habe, hat er mich immer angelaechelt und nur `You bitch` gesagt. Oefters mal hab ich dann einfach `Crepe Italien` gesagt, nur um ihn zu aergern oder gesagt, dass ich das den Gaesten immer empfehle, wenn sie fragen. Ausserdem hat er mich immer `David` genannt, weil er meinte ich wuede nur an ihn denken und sollte mich besser mal konzentrieren. Er war wirklich lustig.
Meine Kollegen dort waren auch alle super. Am ersten Tag hab ich direkt Lisa kennen gelernt. Sie ist aus Oldenburg und war auch ganz neu dort. So hatten wir also die gleiche Probleme, Fragen und Erfahrungen. Ausserdem waren wir beide ziemlich schnell und wurden immer von Raj gelobt. Weitere Bedineungen waren Grace, Issy, Gan, Isabell und noch ein paar mehr.
Nach dem Arbeiten gings dann immer in meine von Koreanern besetzte Wohnung. Meine Zimmernachbarin war total nett, aber sie konnte fast kein Englisch und von daher haben wir uns nur selten und nicht sehr ausfuehrlich unterhalten koennen. Sie war hier um Englisch zu lernen (das war auch noetig). Ich habe auch herausgefunden, weshalb die Wohnugn so billig war. Der Vermieter und seine Frau haben im Wohnzimmer gelebt. Sie haben sich mit Stellwaenden eine Art kleines Zimmer gebaut und dort gehaust, dadurch hat sich die Wohnungsmiete durch 2 Koepfe mehr geteilt und war so niedrig. Mir war das Recht, ich hatte mein eigenes Bett, einen Schreibtisch, einen Kleiderschrank und Internet und somit mehr Luxus als die 5 Monate davor.
Ziemlich lustig fand ich auch die Kueche. Es gab selbstverstaendlich einen Reiskocher, der irgendwie auch immer am Laufen war. Ich hab mich immer gefragt, wann die alle so viel Reis essen, aber es gab keinen Toaster. Schliesslich essen Asiaten absolut kein Brot, morgens gibts direkt die China Nudeln oder Fleisch, voll eklig. Als ich einmal mit ein paar von ihnen gefruehstueckt habe und meine Haferflocken, Milch und Obst rausgeholt habe, haben sie voll den Lachflash bekommen und gefragt was ich denn da ekelhaftes essen wuerde. Selbst haben sie sich aber den Reis mit Fleisch und einer unglaublich ekelhaft geruchsintensiven Sosse reingezogen. Es war wirklich sehr interessant mit ihnen zu leben.
Dienstags hatte ich immer frei und so die Moeglichkeit neben dem ganzen arbeiten auch ein bisschen was zu unternehmen. Mit Henrik war ich einmal auf dem Eureka Tower. Der Turm ist 300 Meter hoch und somit der hoechste auf der suedlichen Hemisphaere. Weil in Melbourne auch gerade die Australien Open waren hab ich mir einen Tag frei genommen, um mir das ganze mal anzuschauen, auch wenn ich absolut keine Ahnung von Tennis hatte. Am 24.1. hab ich mich mit Basti auf dem Gelaende getroffen. Ich hatte keinen Pass fuer die Stadien oder ein Spiel, aber trotzdem haben wir es geschafft uns in eins reinzuschmuggeln und ein bisschen bei einem Spiel zuzuschauen. Es war echt ganz cool. Basti hat versucht mir Tennis ein bisschen naeher zu bringen (er spielt selbst), aber das hat er dann ziemlich schnell wieder aufgegeben. Ich fand es viel cooler auf dem Gelaende rumzulaufen und die ganzen Werbegeschenke abzugreifen. Das haben wir dann auch gemacht. Es war echt wtzig.
Am 27. haben wir uns schon wieder getroffen, denn heute war `Australia Day`, der Nationalfeiertag von Australien. Ich bin zur Town Hall, um mir das `Flagge hissen` anzuschauen, dann kam Basti und wir haben uns die ewig lange riesige Parade angeschuat. Den Rest des Tages haben wir gechillt und gekocht und so war es eine echt schoene Abwechslung zu dem ganzen Arbeiten.
Das Endspiel von den Australian Open hab ich mir mit der tennisbegeisterten Lisa und ihrer Freundin Maria auf dem Federation Square angeschaut. Es gab Public Viewing dort und so war die Stimmung richtig gut. Ausserdem hatten wir unseren Pack Goon mal wieder dabei und so waren auch wir irgendwann richtig gut gelaunt.
An meinem letzten Arbeitstag war es richtig cool. Raj hatte anscheinend Geburtstag und wir wollten ihm unbedingt etwas schenken. Also hat sich eine von uns waehrend der Arbeit weg geschlichen und eine Karte und einen Kuchen gekauft. Als er nach vorne ins Cafe kam haben wir dann gesungen und ihm alles ueberreicht. Er war total geruehrt und hatte Traenen in den Augen. Wir wollten natuerlich wissen wie alt er wird, doch zu unsrer aller Ueberraschung wusste er das selber nicht so genau. Er meinte in Indien waeren sie nicht so streng mit dem Aufschreiben von Geburtstsdaten. Er meinte aber er sei wohl irgendetwas um die 40 rum. Wir haben uns alle zusammen an einen Tisch gesetzt und den Kuchen gegessen, den wir ihm geschenkt hatten, obwohl noch Gaeste da waren. Es war wirklich schoen. Ich habe die ganze Gruppe dort voll ins Herz geschlossen und super gerne dort gearbeitet. Das war jetzt aber leider auch schon wieder vorbei. Mein weinendes Auge wurde trotzdem von einem viel groesseren lachendem Auge uebertrumpft, denn das Ende meiner Arbeitszeit bedeutete die Ankunft von David. Darauf hatte ich mich die ganze Zeit so sehr gefreut und jetzt war es schon soweit. Wir hatten und fast ein halbes Jahr nicht gesehen und jetzt sass er im Flugzeug, um mich hier zu besuchen und die restlichen 3 ½ Wochen mit mir zu reisen.
Wir haben unglaublich viel gesehen und erlebt (jetzt hatten wir ja auch Geld :) Ich hab in den 4 Wochen stolze 3300 Dollar verdient), aber davon das nachste mal.
Hier noch ein paar witzige Facts ueber Melbourne:
Jeden Tag landen 90 Tonnen Hundekacke auf Melbournes Strassen!
Ein aktuelles Gesetz in Melbourne: `Wenn du einen Piraten triffst, handle nicht mit ihm!`
Melbourne wurde 1835 fuer 40 Decken, 30 Aexte, 100 Messer, 50 Scheren, 30 Spiegel, 100 Saecke Mehl 6 Shirts von den Aborigines abgekauft !
Melbourne hat die hoechste Population an Griechen aller Staedte ausserhalb Griechenlands!
Die erste Volkszaehlung 1836 zeigte, dass Melbourne eine Bevoelkerung von nur 145 Maennern und 35 Frauen hatte!
Heute sind es 4 Millionen, plus David und mir :)
Hab euch lieb.
Franzi